Die Orgel im Wandel der Zeit
Konzert an den großen Sauer-Orgeln von Cottbus

24. Mai 2002, 19 Uhr
Cottbus, Konzertsaal des Konservatoriums

Dieterich Buxtehude (1637-1707)
Toccata in F

Samuel Scheidt (1587-1654)
Toccata super "In te domine speravi"

Lothar Graap (geb. 1933)
Thema mit 9 Variationen über das sorbische Volkslied "Jenajke spodobanje"

Sergej Slonimski (geb. 1932)
Toccata

Jan Krtitel Kuchar (1751-1829)
Fantasia g-moll

Györgi Ligeti (geb. 1923)
aus: Zwei Etüden für Orgel
Nr. 1: "Harmonies"

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Praeludium und Fuge h-moll, BWV 544

Imbiss auf dem Klosterplatz und Fortführung des Konzertes gegen 20:30 Uhr in der Klosterkirche

J. S. Bach
Praeludium h-moll, BWV 544
romantische Interpretation

Robert Schumann (1810-1856)
aus: Vier Skizzen für den Pedalflügel, op. 58
Nr. 1 und 2

Edward Elgar (1857-1934)
aus: Vesper Voluntaries, op. 14
Introduction - Poco lento - Poco allegro

Cesar Franck (1822-1890)
Pastorale E-Dur, op. 19

Sigfrid Karg-Elert (1877-1933)
"Jesu, meine Freude", op. 87/2
Symphonischer Choral:
Introduzione (Inferno) - Canzone - Fuga con Corale


Peter Wingrich und Stefan Kießling - Orgel

Die Orgel im Wandel der Zeit


Wohl kaum ein Instrument wurde in seinem Bau und seinem Klang von der Musik selbst und ihrer Geschichte so beeinflusst wie die Orgel. Und bei wohl kaum einem anderen Instrument hat der Bau desselben in seiner Mannigfaltigkeit die Komponisten beeinflusst. Und wie wohl kaum bei einem anderen Instrument gibt jede Orgel als Einzelinstrument dem Organisten jedes Mal neue Aufgaben auf, wenn er Werke verschiedener Komponisten auf ihr spielt. Verschiedene Zeiten, Länder oder gar Regionen bringen unterschiedliche Komponisten, Organisten und Orgelbauer hervor. Und jeder beeinflusst den anderen. Wie sah es z.B. in Mitteldeutschland aus zur Zeit Bachs?

Eine Silbermannorgel aus dem 18. Jahrhundert klingt völlig anders als eine Sauerorgel, die um 1900 erbaut ist.  Erstere besitzt eine reiche Register- (=Klangfarben-) Palette in allen Oktavlagen. Der Klang kann durch vielfältige Kombination der einzelnen Register sehr farbig gestaltet werden. Die Orgel klingt insgesamt recht hell und sehr klar. Das kommt auch der Orgelmusik dieser Zeit und davor sehr entgegen: Es wurden sehr viel polyphone (also mit großer Wertlegung auf die Bedeutung der einzelnen beteiligten Stimmen) und z.T. sehr filigrane Werke geschrieben. Glitzernde Arabesken bei Buxtehude fordern den hellen, fast scharfen Klang norddeutscher Barockorgeln; die maestätischen Präludien und Fugen mit ihrem dichtem Stimmengewirr eines Bach verlangen nach sattem, aber unbedingt klarem und durchsichtigem, nicht zu scharfem Klang, wie ihn Orgeln der gleichen Zeit in Mitteldeutschland bieten.  Ganz anders hingegen im ausgehenden 19. Jahrhundert. Obgleich polyphone Werke geschrieben werden, hat die Harmonik einen fast überragenden Stellenwert bekommen. Und nachdem Orchester und Klavier mit ihren großen Ausdrucksmöglichkeiten die Orgel mit ihrem als vergleichsweise starr empfundenen Klang (die Lautstärke lässt sich ja nicht durch unterschiedlichen Tastenanschlag wie beim Klavier variieren) in ihrer Bedeutung stark zurückgedrängt hat, sucht man im Orgelbau nach Mitteln, um ihren Klang variabler, expressiver, "romantischer" zu machen. Die Orgelplaner, und daran waren seit jeher nicht nur Orgelbauer, sondern auch Organisten, die zum Teil auch Komponisten waren, beteiligt dachten bei ihrer Auswahl der einzubauenden Register gern an das Orchester mit seinen vielen Instrumenten. Und so bekamen diese Orgeln nun einen sehr reichen Fundus an sogenannten Grundstimmen. Das sind Register, die in der  Tonlage klingen wie die entsprechend angeschlagenen Tasten, nicht etwa ein, zwei oder drei Oktaven darüber. Von eben solchen Registern haben diese Orgeln vergleichsweise wenig. Dafür ist die Klangvielfalt in den Grundstimmen groß. Kaum wahrnehmbare, säuselnde Stimmen, weich und  flötig klingende, scharf und durchdringende oder groß und kräftig klingende Register tragen zur Farbigkeit des Orgelklanges herbei. Die Orgel klingt insgesamt eher dunkel und warm. Hinzu können technische Merkmale kommen, wie z.B. ein Schwellwerk: Ein Teil der Pfeifen steht in einem Kasten, der mit verschließbaren Lamellen ausgestattet ist. Damit ist es möglich, die Lautstärke stufenlos zu verändern. Erfunden wurde der Schweller zwar weit früher, nun aber wurde er von den Komponisten in ihren Werken gefordert und er wurde bei jeder nicht allzu kleinen Orgel zum unverzichtbaren Bestandteil. Mittels einer Walze können darüber hinaus Register in einer fest eingestellten Reihenfolge so eingeschaltet werden, dass  eine scheinbar stufenlose Lautstärkezu- oder abnahme vom pianissimo des leisesten Registers bis zum Fortissimo des vollen Registerchors der ganzen Orgel erreicht werden kann. Vor allem nach 1900 kommt eine auch neuartige Traktur (damit ist die Verbindung zwischen Taste und Tonventil, das den Wind in die Pfeife lässt, gemeint) auf: die Pneumatik. Hier wird nicht mehr mit Hilfe von Wellen, Hebeln, Winkeln und Abstrakten das Ventil bewegt, sondern mit Druckluft. Der Organist öffnet durch das Niederdrücken der Taste ein kleines Ventil, welches Wind in ein langes Rohr lässt, das bis zur Windlade, auf der die Pfeifen stehen führt. Dieser Wind öffnet dort das eigentliche Ventil für die Pfeife. Es ist dadurch möglich, viel größere Orgeln zu bauen bei trotzdem sehr leichtgängigen Tasten. Nachteilig ist, dass der Organist die Töne nicht so genau kontrollieren kann, wie dies bei einer Mechanik der Fall ist - die Töne kommen erst mit einer gewissen Verzögerung.

Orgeln dieser Zeit wie sie auch die Orgel der Klosterkirche ist (sie wurde 1908 erbaut), sind hervorragend geeignet für Musik der Romantik. Man denke an Komponisten wie z.B. Max Reger oder Sigfrid Karg-Elert. Sie rechnen bereits mit all den technischen Neuerungen und klanglichen Möglichkeiten der Orgeln ihrer Zeit, so dass sich eine Interpretation ihrer Werke auf Orgeln älterer Zeit als enorm schwierig wenn nicht unlösbar erweist. Karg-Elert ging in seinen Anforderungen an die Instrumente fast schon über die Möglichkeiten der Orgeln seiner Zeit hinaus.

Umgekehrt trugen diese Orgeln auch ihren Teil zur Interpretationsweise vorhandener Orgelwerke bei. Der damals als etwas altmodisch geltenden Orgelmusik besonders älterer Zeit wurde frischer romantischer Atem eingehaucht, um sie so dem Zeitgeschmack anzupassen. Eigens dafür neu eingerichtete und mit umfangreichen Spielanweisungen versehene Noten alter Meister wurden herausgegeben, und die nächste Schülergeneration lernte z. B. J. S. Bach auf ganz andere Art und Weise kennen, als das heute der Fall ist. Beispielhaft hierfür ist Karl Straube, Orgellehrer am Leipziger Konservatorium sowie Thomasorganist und Thomaskantor bis 1948, der sich mit einer von tradierten Vorstellungen befreiten Interpretation v.a. Bachscher Orgelwerke für einen neuen Aufschwung der Orgelmusik einsetzte. Für sein Amtsinstrument, die große 1889 erbaute und 1908 stark erweiterte Sauer-Orgel der Thomaskirche Leipzig richtete er dessen Orgelwerke unter Nutzung aller gegebenen Möglichkeiten ein. Einen Notenband veröffentlichte er. Obgleich man heute um eine möglichst historische Aufführungspraxis bemüht ist und selbst schon Straube sich in späteren Jahren von seiner eigenen Notenausgabe distanzierte, soll im zweiten Teil dieses Konzertes versucht werden, mit einer romantischen Interpretation des h-moll-Präludiums von J. S. Bach ein Stück Orgelmusikgeschichte aus der Bauzeit der Klosterkirchenorgel lebendig werden zu lassen.

Das gewachsene Interesse an alter Orgelmusik des 18. Jahrhunderts und früher und das Bestreben, diese Musik möglichst originalgetreu erklingen zu lassen, wirkte sich auch auf den Orgelbau aus und so nahm man sich Orgeln des Barock zum Vorbild, ohne sie jedoch kopieren zu wollen. Aber dem Klangideal wollte man nahe kommen. Man spricht vom "neobarocken" Stil. Obwohl erst 1989 erbaut, ist die Orgel im Konzertsaal des Konservatoriums von diesem Ideal sehr geprägt. (Daß es im übrigen in der damaligen DDR überhaupt möglich war, in einer staatlichen Bildungseinrichtung ein so kirchlich geprägtes Instrument zu bauen, grenzt fast an ein Wunder.) Man wollte die Orgel nicht mehr dem Orchester nachempfinden, sondern sich auf ihr ureigenes Wesen besinnen. Im Klang bekamen die Orgeln sehr viel mehr Helligkeit, die fast in Schärfe, nicht sehr selten jedoch leider auch in schneidende Kälte überging. Die Orgel besitzen also sehr wenig Grundstimmen, dafür viele Register in höheren Lagen. Für die Traktur wurden wieder mechanische Konstruktionen verwendet, überflüssiger technischer "Schnickschnack" entfiel. Diese neuen Ansichten werden unter dem Begriff "Orgelbewegung" zusammengefasst.

Leider wurde im Zuge derer oft zu weit gegangen und viele romantische Orgeln  wurden stark umgebaut ("barockisiert") oder gar abgerissen, weil man sie als minderwertig erachtete. Seit einigen Jahren hat man dies als großen Verlust erkannt und ist um Restaurierung romantischer Instrumente bemüht.

Dieser neue "Orgelstil" beschränkte sich nicht nur auf den Orgelbau, sondern wie zu allen Zeiten beeinflussten sich Orgeln und Orgelkomponisten gegenseitig. Die in der gesamten Musikliteratur zu bemerkende rasche Abkehr von der Spätromantik hin zur Erforschung neuer Möglichkeiten führte vor allem auf dem Gebiet der Orgelmusik zur Wiederentdeckung alter Formen bei neuer Tonsprache, z.B. der Partita (Thema mit Variationen). Aber auch Komponisten der Avantgarde entdecken die Orgel für sich. So bietet die mechanische Traktur gute Möglichkeiten, den Klang der Orgel zu entfremden. Experimente mit vermindertem Windruck z.B. durch halbgezogene Register, An- und Abschalten des Winderzeugers während des Spiels, sehr schnelle Tonwiederholungen, dies sind Dinge, die sich mit pneumatischen Orgeln kaum realisieren lassen. Mag es über den Wert solcher Kompositionen sehr geteilte Meinungen geben, so sind sie inzwischen doch auch Teil der Orgelmusik und zeigen ganz ungwohnte Seiten der Königin der Instrumente.

So umstritten die Ergebnisse der Orgelbewegung heute sind, es war doch das erste Mal, dass man in der Entwicklung des Orgelbaus nicht einfach nur nach vorne schaute, sondern auch prüfte, was die Geschichte bieten kann. Freilich wurden dabei oftmals viele romantische Orgeln auf’s Spiel gesetzt; nicht unerwähnt bleiben soll aber auch, dass umgekehrt vorher wertvolle Barockorgeln "romantisiert" wurden, indem die Traktur modernisiert, ein Schwellkasten eingebaut und Register ausgetauscht wurden. Nachdem relativ bald auch die Zeit der Romantik mit ihrer Musik und ihren Orgeln wieder allseits gern gesehen war, versuchte man, auch Orgelneubauten mit romantischen Zugaben wie z.B. Schweller und Walze zu versehen, um ein möglichst großes Spektrum an Orgelwerken spielen zu können.

Heute ist man um sorgfältige Restaurierung Orgeln aller Zeiten bemüht und es wächst das Bewusstsein dafür, dass es keine Orgel gibt und geben kann, auf der sich jegliche Orgelkomposition gleichermaßen gut darstellen lässt. Und dies ist wohl kaum ein Nachteil der Orgel, sondern wohl ihr größter Vorteil gegenüber allen anderen Instrumenten, denn so bewahrt jede einzelne Orgel ihren ganz eigenen Charakter.

Die Orgel der Klosterkirche von 1908 von der Firma Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder als opus 1019 erbaut. Sie hat 24 Register auf 2 Manualen und Pedal. Sie ist sehr gut erhalten und wurde 2000 von der Firma Christian Scheffler restauriert. Der zweite Restaurations-abschnitt steht noch bevor. Dafür bittet die Klosterkirchengemeinde um Spenden. Die Orgel im Konzertsaal des Konservatoriums wurde von Sauer 1989 als opus 2227 erbaut und hat 29 Register auf 2 Manualen und Pedal.

Zu den Komponisten


Dieterich Buxtehude wurde 1637 wahrscheinlich in Oldesloe geboren. Sein Vater - Organist in Helsingør - erteilte ihm ersten Unterricht. Zunächst war auch Buxtehude dort und in Helsingborg Organist. Er ging aber bereits 1668 nach Lübeck und übernahm dort die Stelle des Marienorganisten; gemäß der Tradition hatte dabei er die Tochter des Amtsvorgängers Franz Tunder geheiratet. In Lübeck veranstaltete er "Abendmusiken" für die die Lübecker Kaufleute. Dort hatte er Gelegenheit, seine eigenen Kompositionen aufzuführen und er erwarb sich den Ruf eines großen Orgelvirtuosen.  Bis zu seinem Tode am 9. Mai 1707 blieb er in Lübeck.

Samuel Scheidt, getauft am 3. November 1587 in Halle (Saale), wurde bereits 1603 Organist an der Moritzkirche in Halle. 1608/09 studierte er bei dem bedeutenden Organisten und Komponisten J.P.Sweelinck in Amsterdam. Anschließend ernannte man ihn zum Hoforganisten des Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg. 1620 stieg er vom Organisten zum Kapellmeister auf, 1628-30 war er gar Director musices und hatte damit großen Einfluß auf das Musikleben in Halle. 1630 jedoch wurde er nach einem Streit mit seinem Vorgesetzten entlassen. Trotz Dreißigjährigen Kriegs und großer Not komponierte er mit großem Eifer. Er starb verarmt und vereinsamt am 24. März 1654 in Halle.

Lothar Graap, geboren am 15. Juni 1933 in Schweidnitz, studierte 1950-54 an der Kirchenmusikschule in Görlitz, wo er Orgelunterricht bei Horst Schneider und Komposition bei Eberhard Wenzel hatte. Nach der B-Prüfung wurde er Kirchenmusiker in Niemegk (Kreis Belzig), bevor er im Februar 1957 die Kantorenstelle an der Klosterkirche Cottbus übernahm. Er gründete hier den Ökumenischen Oratorienchor. 1975 legte er die A-Prüfung ab und seit 1981 ist er Kirchenmusikdirektor. Als sehr eifriger Komponist ist er bis über die Grenzen Deutschlands hinweg bekannt. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Musik für den gottesdienstlichen Gebrauch. Besonders oft verarbeitet er Choralthemen und pflegt intensiv die Choralpartita. Auch sorbischem Liedgut hat er sich angenommen.  1998 trat er in den Ruhestand und lebt seitdem in Schöneiche bei Berlin.

Sergej Slonimski, geboren 1932 in Leningrad, studierte am dortigen Konservatorium, wo er Komposition bei Boris Arapow und Orest Jewlachow sowie Klavier bei Wladimir Nielsen hatte. Nach Beendigung einer Aspirantur unterrichtet er seit 1958 selbst am Konservatorium.

Jan Krtitel Kuchar wurde 1751 in Chote? bei Bydzov geboren. Er erhielt Unterricht von dem Prager Organisten Josef Seger, wurde später selbst Organist in Prag an St. Heinrich und am Kloster Strahov und pflegte Kontakte zu Haydn und Mozart. 1829 starb er.

György Ligeti wurde am 28. Mai 1923 in Dicsószenmárton (Rumänien) geboren. 1941-43 studierte er Komposition zunächst bei Ferenc Farkas am Konservatorium Klausenburg, 1945-49 setzte er sein Studium an der Musikhochchule "Franz Liszt" in Budapest fort, wo er neben Farkas auch Sándor Veress als Lehrer hatte. An dieser Hochschule unterrichtete er anschließend selbst Harmonielehre und Kontrapunkt. Nach zweijähriger freier Tätigkeit im Studio für Elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks ging er 1959 nach Wien, war Gastprofessor in Stockholm und unterrichtete von 1973 bis 1989 Komposition an der Hamburger Musikhochschule.

Johann Sebastian Bach, geboren am 21. März 1685 in Eisenach, wurde bereits 1703 Geiger und Hoforganist des Herzogs Ernst von Weimar, bekam aber im selben Jahr eine Anstellung als Organist in Arnstadt. 1705 unternahm er eine Studienreise nach Lübeck, um von Dietrich Buxtehude zu lernen. 1707 wurde er Organist an St. Blasius in Mühlhausen, aber schon ein Jahr später berief man ihn an den Weimarer Hof, wo er sich intensiv der weltlichen Musik widmen konnte. 1717 kam er als Kapellmeister an den Hof des Fürsten Leopold von Anhalt-Cöthen. Bach gefiel es dort so gut, dass er hoffte, bis an sein Lebensende in Köthen bleiben zu können. Verschiedene Umstände - u.a. das Studium seiner Söhne, aber auch die Tatsache, daß nach der Heirat des Fürsten dessen Interesse an der Musik sich verlor - führten jedoch dazu, daß er die Stelle aufgab und ab 1723 als Kantor an St. Thomas zu Leipzig arbeitete. Seine Bedeutung als Komponist wurde zu seinen Lebzeiten nicht erkannt; er galt als einer der fähigsten und kundigsten Organisten seiner Zeit. Er starb am 28. Juli 1750 in Leipzig nach einer Augenoperation.

Robert Schumann erblickte am 8. Juni 1810 in Zwickau das Licht der Welt. Mit sieben Jahren erhielt er ersten Klavierunterricht beim Stadtorganisten. 1828 begann er auf Wunsch seiner Eltern ein Jurastudium in Leipzig. Er nahm jedoch weiter Klavierunterricht und widmet sich intensiv der Musik; nachdem er Paganini erlebte, faßt er den endgültigen Entschluß, das Jurastudium zu Gunsten der Musik abzubrechen. Nach dem eine Fingerzerrung die Pianistentätigkeit ausschloß, widmete Schumann sich der Komposition, wobei viele Jahre lang zunächst nur Klavierkompositionen entstanden. Als er sich ein Pedal (mit den Füßen spielbare Klaviatur) zu seinem Flügel mietete, war er sehr angetan und es entstanden eine Reihe von Werken für "Pedalflügel". 1843 kam er ans Leipziger Konservatorium, 1844 als Chorleiter nach Dresden. 1850 wurde er Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf; 1856 starb er in einer Nervenheilanstalt, nachdem eine Gemütskrankheit zum Ausbruch kam.

Edward Elgar, geboren 1857 im englischen Worcester, erhielt von seinem Vater, Organist und Musiklehrer, Geigen- und Klavierunterricht. Seinen Entschluß, Musiker zu werden faßte er nach einjähriger Arbeit in einer Anwaltskanzlei und wurde Assistent seines Vaters sowie Leiter eines Gesangsvereins und des Orchesters einer Irrenanstalt. Darüberhinaus widmete er sich der Komposition. Die "Vesper Voluntaries" entstanden in der Zeit von 1885 bis 1889, als er als Organist an St. Georg in Worcester tätig war. In den folgenden Jahren war Elgar sehr erfolgreich und bis zum Tode seiner Frau 1920 auch sehr produktiv. Er starb 1934.

César Franck wurde am 10. Dezember 1822 in Lüttich (Belgien) geboren. 13jährig kam er an das Pariser Konservatorium, wo er durch sein virtuoses Klavierspiel begeisterte und zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Auf kompositorischem Gebiet erreichte er zunächst jedoch keine großen Fortschritte. Mit 21 Jahren ließ er sich endgültig in Paris nieder und war als Lehrer tätig. Der Orgel wandte er sich erst etwas später intensiv zu. So übernahm er 1846 sein erstes Organistenamt, 1859 kam er als Organist an Sainte-Clotilde und  nun entstanden auch Orgelkompositionen. 1872 wurde Franck Orgellehrer am Pariser Konservatorium, wo er in diesem Amt große Bedeutung erlangte (zu seinen Schülern gehörte u.a. auch Debussy).  Seine Kompositionen wurden zu seinen Lebzeiten jedoch kaum beachtet. Er starb am 9. November 1890 an den Folgen eines Unfalls - ein Pferdeomnibus hatte ihn angefahren.

Sigfrid Karg-Elert wurde als Siegfried Theodor Karg am 21. November 1877 in Oberndorf am Neckar geboren. Nach etlichen Umzügen kam die Familie schließlich nach Leipzig, wo  er eine erste musikalische Ausbildung im neugegründeten Chor der Johanniskirche erhielt. Er bekam Klavierunterricht und konnte bald schon erste Kompositions-versuche vorweisen. Daraufhin begann ein dreijähriges Studium am Leipziger Konservatorium u.a. bei Carl Reinecke und Robert Teichmüller. 1901 bis 1902 war Karg-Elert als Klavierlehrer in Magdeburg tätig, 1919 unterrichtete er in Max Regers Nachfolge am Leipziger Konservatorium. Der Gewandhausorganist Paul Homeyer war es, der Karg-Elert zum Komponieren von Orgelwerken ermutigte. Karl Straube förderte ihn dabei zunächst ("Jesu, meine Freude" ist Straube gewidmet), trat jedoch später als Gegner auf. Überhaupt sah Karg-Elert sich im Schatten des gefeierten Zeitgenossen Max Reger, der mit Kompositionen für Orgel eine nach Bach wohl kaum dagewesene Bedeutung erlangte für dieses Instrument erlangte und der Orgelmusik zu einem neuen Aufschwung verhalf. Hinzu kam der wachsende Nationalismus, der Karg-Elert und seine Musik als "undeutsch" kritisierte und ihm jüdische Abstammung (man meinte, dies sei an seinem Namen zu erkennen) vorwarf. Anders im Ausland. In England veranstaltete man 1930 ein Festival zu seinen Ehren, 1932 bot man ihm eine Orgelkonzerttournee durch die USA an. Karg-Elert war jedoch kein Organist und war gesundheitlich schon sehr angeschlagen, nahm aber das Angebot trotzdem an. Die hohen Erwartungen des amerikanischen Publikums konnte er nicht erfüllen - die Tournee wurde zur Katastrophe in künstlerischer und gesundheitlicher Hinsicht. Wieder in Leipzig starb Karg-Elert schwer krank am 9. April 1933.

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